Hamari-Blog

Dienstag, Mai 16, 2006

Die Bloggerszene ...muss ja nicht sein

Die Bloggerszene ist im Kommen. Überall liest man von dieser seltsamen Szene, und hört wie sie gegen Krieg, für Menschenrechte, Freiheit und Katja kämpft.
Doch was sind das eigentlich für Leute? Weshalb schreiben sie? Und kämpfen sie überhaupt für oder gegen etwas? Oder schreiben sie zum Überwiegenden Teil nur über den Vollständigkeitsstatus ihrer Briefmarkensammlung?
Und vor allem: wer liest sowas?

Zunächst einmal möchte ein Blogger sich in gewisser Weise der Welt mitteilen und gelesen werden. Er möchte, dass die Menschen an seinen Gedanken zum Feminismus Anteil nehmen. Oder dass sie seine Kritik an den 'sich erschöpfenden Ölquellen' begeistert aufnehmen.
Tatsächlich gibt es auch Blogger die geradezu journalistische Qualitäten entwickeln und einen loyalen Leserkreis um sich scharen. Vor allem in nichtdemokratischen Ländern sind sie sicherlich eine Bereicherung für die Gesellschaft, aber ich unterstelle der BRD ja erstmal eine einigermaßen flächendeckende Demokratisierung. Viele Blogs sind teilweise interessant und manche lohnen gelesen zu werden, doch zur Not tut es auch der Spiegel. Eine journalistische Parallelszene ist nur bedingt vonnöten.

Der einfach Durchschnittsblogger möchte eigentlich nur in der großen weiten Welt ein wenig Gehör finden. Schließlich interessiert sich niemand aus dem Freundeskreis der realen Welt für die eigenen abstrusen Gedanken. Am Stammtisch herrscht sofort Totenstille, bis sich die Anderen im gegenseitigen Einvernehmen dazu aufraffen, dem Blablaisten ins Wort zu fallen und das Thema zu wechseln.
Der Blablaist zieht die Konsequenz: dem Geschrieben kann niemand ins Wort fallen --> er schreibt ein Blog. Welches aber natürlich noch lange keine Leser hat. Er sucht sich deshalb Leute, denen es ähnlich geht.
Folglich überwindet sich der Feminist, Beiträge über die Notwendigkeit der Wiederauffüllung versiegender Ölquellen zu lesen, während der Petroleumenthusiast vorgibt, Anteil an den Frauenrechten zu nehmen. Durch ein Netzwerk vieler derartiger Zweckgemeinschaften entsteht etwas, das sich dann "Szene" nennt.

Dass eine solche "Szene" ab und an auch etwas bewegen kann ist selbstverständlich. Ob man sie deswegen glorifizien muss bleibt allerdings fraglich.
Ich zumindest schreibe aus niederen Beweggründen.
Und ich will außerdem keiner komischen Szene zugerechnet werden, in welcher sich unter Umständen Leute bewegen, die über Pokemons schreiben (oder eben Leute wie folgsam ). Ich bin auch in keiner Forenszene, Chatszene oder Gästebuchschreiberszene. Ich sehe Blogs als eine Mitteilungsform im Netz unter vielen und sehe mich dementsprechend auch nur als einen individuellen Teil der Internetgemeinschaft insgesammt. Das ist alles. Das wollte ich einfach mal nur gesagt haben. Ich hoffe wenigstens folgsam liest es. Ich habe mir seinen Schwachsinn schließlich auch angetan...

Um den Artikel mal sicherheitshalber zu konservieren:

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Deutsche Bloggerszene gewinnt Titelgirl-Wettbewerb
And the winner is: Katja, eine 21-jährige Auszubildende. Und wenn nicht noch ein Wunder geschieht, dann hat diese junge Frau den Titelgirl-Wettbewerb der Fernsehzeitschrift rtv gewonnen. Was uns eigentlich überhaupt nicht interessieren würde, wenn Katja den allüberall propagierten Schönheitsidealen nicht so vehement widersprechen würde. Dennoch drohen ihr nun als Gewinn ein Foto-Shooting und – oh Graus – eine kleine Sprechrolle in der TV-Seifenoper "Julia - Wege zum Glück".

  • Montage eines Katja-Fans


  • Dass Katja nun selbst einen Weg zum erhofften Glück, das hoffentlich nicht für sie zum Albtraum wird, gefunden hat, verdankt sie ausschließlich der Bloggerszene. Seit Tagen wird dort nämlich aufgerufen, die junge Frau zu wählen. Dazu heißt es unter anderem im Hamari-Blog:

    Die Gründe Katja zu wählen sind vielfältig:
    Da kann man z.B. als gehässiger Zyniker einfach mal den Frauen, die man wohl nie bekommen wird, tüchtig eine reinwürgen. Die engagierte Feministin sollte mit Freude versuchen die Degradierung der Frau zum Sexobjekt zu sabotieren. Die Kandidatinnen jenseits der 200er Plätze könnten ihren Misserfolg relativieren, indem sie den ganzen Wettbewerb ins Lächerliche ziehen. Der Harry Potter Fan könnte eine Seelenverwandte unterstützen. Seltsame Leute könnten Katja einfach nur schön finden. Man könnte auch mit der Verantwortung der Presse argumentieren, die doch nach Möglichkeit ein realitätsnahes Bild der Wirklichkeit zeichnen sollte (und die besteht nicht nur aus Top-Models). Der Lustmolch könnte die erfolglosen Katja-Kontrahentinnen im Anschluss trösten wollen.


    An dieser Aktion beteiligten sich mittlerweile so viele Weblogs, dass die junge Frau kurz vor Ende der Abstimmung also tatsächlich vorn liegt. Und der derzeitige Hype um sie scheint offenbar keine Grenzen mehr zu kennen. Aus der ganzen Welt erhält sie E-Mails, sie hat inzwischen sogar eine eigene Fan-Seite und einer ihrer Unterstützer hat ein Musikvideo online gestellt.
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    Dabei hat sie sich, wie sie einem Interview verraten hat, eigentlich nur aus Langeweile beworben. Und "um zu sehen, wie weit ich kommen würde." Mittlerweile gibt es in der Bloggerszene aber auch kritische Stimmen, die befürchten, dass die junge Frau an ihrem plötzlichen Ruhm psychisch zerbrechen könnte. Oder die sich fragen, ob die Aktion nicht womöglich bewusst (von wem auch immer?) inszeniert worden ist:

    Ich schwanke zwischen Guerilla-Marketing oder einen pfiffigen Katja-Typ, der sich nach vorne pusht, um alle zu verhunzeln. Angeblich soll aber Katja echt sein. Bleibt also nur noch Guerilla-Marketing für rtv bzw. ein Wunder, dass Katja sowohl echt ist als auch nicht von einer rtv-Agentur gepusht wurde.

    Dennoch scheint eines sicher: The winner is Katja. Bloß was sie wirklich gewonnen hat, das weiß jetzt noch keiner.


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    Wie auch im dazugehörigen Forum bereits klargestellt wurde, war die treibende Kraft der Wahl weniger die Bloggerszene, als vielmehr einige größere Foren und Netzgemeinschaften. Sicher waren auch einige Blogs daran beteiligt, aber ich selbst zB. fühle mich (noch?) nicht unbedingt einer "Szene" zugehörig. Echten Kontakt habe ich bislang allenfalls zu folgsam, aber der schreibt ja auch nur Mist. Ganz abscheulichen, verachtenswerten Unsinn. Wie kommt es zur Heroisierung der Blogger, zu denen ja auch Leute wie folgsam gehören? Vielleicht sollte man sich damit einmal auseinandersetzen. Mehr dazu im nächsten Post...

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